Stereobild und 3D-Vision
Abb.: Stereobeobachter "Double Vision", 1982.
In seinen Pariser Jahren beschäftigte sich E. Rautenstrauch viel mit der Fotografie, ihren chemischen Prozessen
und deren Einflussnahme. Wenig später entdeckte er die bereits über 150 Jahre alte Technik der 3D-Darstellung.
Er war fasziniert von dieser alten, vergessenen und verstaubten Methode, die allenfalls in Jahrmarkts- und Zirkusbuden
ihr Dasein noch fristete. 3D-Filme und 3D-Drucker gab es damals noch nicht.
In seinen Arbeitsbüchern und Briefen schreibt er begeistert: "Das 3D-Bild führt über das reale Abbild hinaus zu einer neuen
räumlichen Perspektive; zu einer mentalen Empfindung besonderer Qualität."
Und weiter:
"Das Raumempfinden als mentale Qualität; durch den Blick ins Innere des Stereoskops erfährt der Beobachter ein ähnliches Empfinden wie beim räumlichen Hören."
"Schauen aber, wie man Klängen nachhört"
Abb.: Stereobeobachter "Batman", 1982
Flüchtige VisionEine wesentliche Einschränkung gibt es aber: Diese stereoskopische Sicht kostet mehr Anstrengung beim Sehen, eine mühselige und umständliche Aufbereitung für ihre Darstellung wird verlangt und schließlich wird zwischen dem Auge und Bild ein künstliches, optisches Hilfsmittel notwendig, welches den direkten körperlichen Bezug zum Bild immer wieder technisch unterbricht. Daher erhebt die Stereoskopie gerade zum Prinzip, eine individuelle und flüchtige Vision zu sein und erlaubt uns nur den schnellen begrenzten Blick des "Fensterschauens".
Für den Künstler behielt die Stereoskopie eine faszinierende und inspirierende Wirkung. Immer wurde ein Raum simuliert, ein räumliches Sehen vermittelt, selbst die Zeit "le temps pour une journée" wurde mit eingeschlossen.