1989–2000

Das Jahr 1989 sollte in doppelter Hinsicht bedeutend werden: Politisch kam es zu der lange erhofften Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Für Menschen aus der ehemaligen DDR war nun der Besuch der alten Heimat möglich geworden, Rautenstrauch plante fest eine Reise in die Vergangenheit.
Im selben Jahr kommt es aber zur endgültigen Trennung von seiner Frau Ségolène, nach 20 Jahren Ehe.
Für den Künstler begann nun ein Nomadenleben, ein Leben, das eher dem eines Clochards ähnelte. Zeitweise lebte er auf einem Hausboot auf der Loire, insbesondere fehlte ihm ein eigenes Atelier. Die 1990er Jahre waren noch stark von der familiären Trennung geprägt. Ein Teil der alten Familie lebte in den USA, der andere weiter in Frankreich. Moralisch, finanziell und künstlerisch war dies für ihn eine schwierige Zeit. Die innere Zerrissenheit des eigentlich harmoniesüchtigen Künstlers spiegelt sich auch in seinen Arbeiten wider. Zur materiellen Not kamen starke Zweifel an seinen Arbeiten, er fürchtete, in einer Sackgasse gelandet zu sein, oder noch schlimmer, gar keine neuen Arbeiten mehr schaffen zu können. Seine Eltern verstarben 1995 und 1996 kurz hintereinander, das Elternhaus wurde verkauft, und mit ihm ging auch die letzte noch intakte Erinnerung an seine Jugend verloren. Es wurde ihm bewusst, dass seine eigene Existenz brüchig geworden war. Es war ihm nicht gelungen, sein Leben fest in Frankreich zu verankern. Fast fühlte er sich ein zweites Mal entwurzelt, geographisch und sprachlich. Die Musik und seine Malerei waren es, die ihm Verpflichtung blieben und wieder Lebenskraft verliehen.

Dresden Feuersturm 1945

Auch dank der Hilfe seiner französischen Freunde kam es wieder zu Ausstellungen und Aufträgen. Die Lebensbedingungen wurden allmählich besser, die Stellung in der Akademie wurde gefestigt und ausgedehnt. „Monsieur Rauten“ wurde zu einem gefragten Kunstversteher und in wichtige Ausschüsse und Gremien gewählt. Ende der 1990er Jahre hat er in Nantes hoch über der Loire ein schönes Domizil erstanden, mit einem Atelier auf derselben Etage. In diesen Jahren entstanden „@rtbook“ und „im@ges“, vorwiegend wurden digitale Medien mit Dibond-Technik benutzt.